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Photovoltaik-Speichergröße: Schluss mit Faustformeln – So findest du die passende Lösung für dein Zuhause!

  • 20. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Viele Eigenheimbesitzer geben Tausende von Euros für große Stromspeicher aus, oft basierend auf einfachen Faustformeln oder den Empfehlungen von Fachbetrieben. Doch diese Ansätze sind häufig nicht optimal und können zu einer wirtschaftlichen "Vollkatastrophe" führen. In diesem Beitrag erkläre ich dir, warum traditionelle Faustformeln zur Photovoltaik-Speichergröße irreführend sein können und welche Faktoren wirklich zählen, um die passende Speichergröße für deine individuelle Situation zu finden.


Warum Faustformeln bei der Speichergröße oft in die Irre führen


Gängige Regeln zur Bestimmung der Photovoltaik-Speichergröße werden von Experten scharf kritisiert. Schauen wir uns die zwei häufigsten Faustformeln genauer an:


Die "1 kWh pro kWp"-Regel


Diese weit verbreitete Formel schlägt vor, die Speicherkapazität deines Stromspeichers direkt an die Leistung deiner PV-Anlage zu koppeln. Bei einer 15 kWp Anlage würdest du demnach einen 15 kWh Speicher installieren.


Das Problem: Diese Formel berücksichtigt deinen eigenen Stromverbrauch überhaupt nicht! Wenn du nachts nur 5 kWh verbrauchst, aber 15 kWh Speicherkapazität kaufst, hast du für 10 kWh bezahlt, die du gar nicht nutzt. Ich halte diese Faustformel daher für nicht passend.


Die "65% des Tagesverbrauchs"-Methode

Eine andere Berechnungsmethode empfiehlt, 65% deines täglichen Stromverbrauchs als Grundlage zu nehmen. Bei 15 kWh Tagesverbrauch würde dies einen Speicher von etwa 9,75 kWh (also 10 kWh) bedeuten. Das ist schon sinnvoller und berücksichtig, dass es auch mal bewölkte Tage gibt, an denen dann noch Strom aus dem Speicher kommen kann.


Ich bin aber ganz klar der Meinung:

"Die Dimensionierung eines Stromspeichers nach starren Faustformeln kann zu einer wirtschaftlichen Vollkatastrophe führen. Jedes Haus und jeder Haushalt hat ein individuelles Verbrauchsprofil, das berücksichtigt werden muss."


Die wirklich wichtigen Fragen zur Photovoltaik-Speichergröße


Die richtige Speichergröße ist hochgradig individuell und hängt von deinen persönlichen Bedürfnissen und deinem Verbrauchsprofil ab. Stelle dir folgende Schlüsselfragen, um die optimale Größe zu ermitteln:


1. Wie lange möchtest du mit eigenem Strom versorgt sein?

Soll der Speicher dich eine durchschnittliche Nacht lang (ca. 12 Stunden) versorgen, oder sogar einen ganzen Tag (24 Stunden), falls es mal richtig trüb ist? Oder planst du noch längere Zeiträume?


Nachtversorgung (12h)


Für die meisten Haushalte reicht ein Speicher, der den nächtlichen Strombedarf deckt. Analysiere deinen typischen Nachtverbrauch über mehrere Wochen, um einen genauen Wert zu ermitteln.

24h-Versorgung


Wenn du auch an bewölkten Tagen möglichst autark sein möchtest, benötigst du einen deutlich größeren Speicher, der deinen kompletten Tagesverbrauch abdecken kann.


2. Möchtest du bei Stromausfall abgesichert sein?

Wenn ja, sollte immer eine Reserve im Speicher vorhanden sein, um im Notfall Strom liefern zu können. Die benötigte Reserve (z.B. 2 kWh oder 10 kWh) ist dabei sehr individuell.


Du könntest auch deinen Stromverbrauch im Notfall minimieren, um länger auszukommen. Ich persönlich plane beispielsweise mit einer Reserve von etwa 3 kWh, die für die wichtigsten Verbraucher im Notfall ausreicht.


3. Was bist du bereit auszugeben?

Dies ist ein sehr zentraler Punkt bei der Entscheidung. Stromspeicher kosten aktuell zwischen 350 und 500 Euro pro Kilowattstunde. Bei einem 10 kWh Speicher musst du also mit 3.500 bis 5.000 Euro rechnen. Überlege dir genau, wie viel du investieren möchtest und welchen Nutzen du dir davon versprichst.


Photovoltaik Speicher: Welche Größe wirklich zu dir passt (Faustformel adé?)

Dein individuelles Verbrauchsprofil analysieren


Um deinen Speicher optimal zu dimensionieren, musst du zunächst dein individuelles Verbrauchsprofil kennen. Hier sind einige Methoden, wie du deinen Stromverbrauch analysieren kannst:


Smart-Meter-Daten nutzen


Wenn du bereits einen Smart Meter hast, kannst du detaillierte Daten über deinen Stromverbrauch zu verschiedenen Tageszeiten erhalten. Diese Daten sind ideal, um deinen nächtlichen Verbrauch und Verbrauchsspitzen zu identifizieren.


Manuelle Messung durchführen

Alternativ kannst du deinen Stromzähler über mehrere Tage hinweg zu bestimmten Zeiten ablesen. Notiere den Zählerstand morgens (z.B. 7 Uhr) und abends (z.B. 19 Uhr), um deinen Tag- und Nachtverbrauch zu ermitteln.


Haushaltsgröße

Durchschnittlicher Jahresverbrauch

Typischer Nachtverbrauch (8h)

1-2 Personen

2.500-3.500 kWh

2-4 kWh

3-4 Personen

4.000-5.000 kWh

3-6 kWh

5+ Personen

5.500+ kWh

5-8 kWh

Beachte, dass diese Werte nur Durchschnittswerte sind. Dein tatsächlicher Verbrauch kann je nach Lebensstil und Geräteausstattung deutlich abweichen.


Dynamische Stromtarife & Speicherstrategie


Seit dem Solarpaket 1 aus dem Jahr 2024 gibt es eine wichtige Neuerung: Als Privatperson kannst du deinen Heimspeicher aus dem öffentlichen Netz heraus laden. Dies eröffnet völlig neue Perspektiven für die Nutzung deines Speichers.


Was sind dynamische Stromtarife?


Bei dynamischen Stromtarifen schwanken die Strompreise je nach Angebot und Nachfrage an der Strombörse erheblich. Das bedeutet, du hast keine festen Preise pro Kilowattstunde mehr.


An einem Beispieltag können die Preise von -2,4 Cent pro kWh (mit Netzentgelten 10,1 Cent/kWh) bis hin zu 47,4 Cent pro kWh schwanken. Diese Preisschwankungen kannst du mit einem intelligenten Speichersystem zu deinem Vorteil nutzen.


Intelligentes Laden mit dynamischen Tarifen


Das Laden aus dem Netz macht nur Sinn, wenn du einen dynamischen Stromtarif nutzt und das Ganze intelligent in ein Energiemanagementsystem eingebunden hast. So kann zu günstigen Zeiten aus dem Netz geladen werden.


Vorteile


  • Laden des Speichers zu Niedrigpreiszeiten

  • Überbrückung teurer Strompreisspitzen

  • Kombination aus eigenem Solarstrom und günstigem Netzbezug

  • Höhere Wirtschaftlichkeit des Speichersystems

Nachteile


  • Komplexeres Energiemanagementsystem nötig

  • Höhere Anfangsinvestition

  • Abhängigkeit von Preisschwankungen

  • Zusätzliche Ladezyklen können Speicherlebensdauer beeinflussen


Speichergröße im Kontext dynamischer Tarife


Trotz der Möglichkeit, günstig Strom aus dem Netz zu beziehen, solltest du den Speicher nicht deutlich größer dimensionieren. Das Verhältnis zwischen Anschaffungskosten und Nutzen muss stimmen, und die Speicherpreise sind dafür noch nicht günstig genug.


"Die Hauptaufgabe des Speichers sollte sein, dich über teure Strompreisspitzen hinwegzubringen. Die Kombination aus eigenem Solarstrom und günstigem Netzbezug ist dabei eine super Kombination."


Elektroautos und Speicher: Eine ineffiziente Kombination?


Bei großen Verbrauchern wie Elektroautos empfiehlt es sich, diese lieber direkt mit günstigem Strom aus dem Netz zu laden. Der Umweg über den Speicher wäre "höchst ineffizient".


Warum der direkte Weg besser ist


Jeder Lade- und Entladevorgang eines Stromspeichers ist mit Verlusten verbunden. Wenn du Strom aus dem Netz nimmst, im Speicher zwischenlagerst und dann dein E-Auto damit lädst, verlierst du bei jedem Schritt Energie.


Besser: Lade dein E-Auto direkt mit Solarstrom, wenn die Sonne scheint, oder direkt aus dem Netz zu Zeiten günstiger Strompreise. Ein intelligentes Lademanagement kann dies automatisch für dich steuern. Es kann auch beim Ladevorgang des Elektroautos den Heimspeicher pausieren.


Die Speicherkapazität solltest du daher primär für deinen Haushaltsstrom dimensionieren, nicht für das Laden deines Elektroautos.


Die Rolle des intelligenten Energiemanagements


Ein Schlüssel für die optimale Nutzung eines Speichers ist ein intelligentes Energiemanagementsystem. Der Speicher sollte nicht "dumm" sein, sondern intelligent eingebunden werden.


Automatisierung und Optimierung


Moderne Energiemanagementsysteme berücksichtigen Wetterprognosen und Strompreise an der Strombörse, um Geräte wie Elektroautos, oder den Heimspeicher aktiv zu steuern und dann zu laden, wenn es am günstigsten ist.

Das erspart dir, panisch auf Strompreise zu schauen und manuell Geräte anzuschließen. Das System übernimmt diese Aufgabe für dich und optimiert kontinuierlich die Energieflüsse in deinem Haus.



Was kostet ein Stromspeicher?


Die Preise können variieren, aber gute, vollständige Speichersysteme, die über einen Installationsbetrieb erworben werden und gesetzlichen Anforderungen entsprechen, sowie Energiemanagement enthalten, kosten aktuell etwa 350 bis 450 Euro pro Kilowattstunde, in manchen Fällen auch bis zu 500 Euro.


Speichergröße

Preisbereich

Typische Anwendung

5 kWh

1.750 - 2.500 €

1-2 Personen Haushalt

10 kWh

3.500 - 5.000 €

3-4 Personen Haushalt

15 kWh

5.250 - 7.500 €

5+ Personen Haushalt


Warnung: Vom Selbstbau von Akkus wird dringend abgeraten, es sei denn, du verfügst über das nötige technische Know-how, da es gefährlich sein kann. Lithium-Ionen-Akkus können bei unsachgemäßer Handhabung Brände verursachen.


Zukunftsplanung: Wird dein Speicher auch morgen noch ausreichen?


Bei der Dimensionierung deines Stromspeichers solltest du auch an die Zukunft denken. Hier sind einige Faktoren, die deinen Strombedarf in den kommenden Jahren beeinflussen könnten:


Faktoren, die deinen Strombedarf erhöhen könnten


  • Anschaffung eines Elektroautos

  • Umstellung auf eine Wärmepumpe

  • Erweiterung der Familie

  • Mehr Heimelektronik und Smart-Home-Geräte


Faktoren, die deinen Strombedarf senken könnten


  • Energieeffizientere Geräte

  • Auszug von Familienmitgliedern

  • Verbesserung der Gebäudedämmung


Berücksichtige diese Faktoren bei der Planung deines Speichers. Es kann sinnvoll sein, einen modularen Speicher zu wählen, der später erweitert werden kann, falls sich dein Energiebedarf erhöht.


Warum eine individuelle Beratung unerlässlich ist


Die optimale Speichergröße für deine Photovoltaikanlage kann nur durch eine individuelle Analyse deiner spezifischen Situation ermittelt werden. Jedes Haus ist anders, jeder Haushalt hat ein einzigartiges Verbrauchsprofil.


Was eine gute Beratung leisten sollte


  • Analyse deines tatsächlichen Verbrauchsprofils

  • Berücksichtigung deiner individuellen Wünsche (Autarkiegrad, Notstromversorgung)

  • Einbeziehung zukünftiger Entwicklungen (E-Auto, Wärmepumpe)

  • Wirtschaftlichkeitsberechnung verschiedener Speichergrößen

  • Empfehlung passender Energiemanagementsysteme


"Eine individuelle Beratung kann dir Tausende von Euro sparen, indem sie dir hilft,

einen optimal dimensionierten Speicher zu wählen, der weder zu groß noch zu klein ist."




Fazit: Verabschiede dich von Faustformeln


Die optimale Größe deines PV-Speichers zu finden, ist eine komplexe, aber lohnende Aufgabe. Statt auf starre Faustformeln zu vertrauen, solltest du dein individuelles Verbrauchsprofil analysieren, deine Wünsche bezüglich Notstromversorgung berücksichtigen und die Einbindung in moderne, intelligente Energiemanagementsysteme unter Berücksichtigung dynamischer Stromtarife planen.

So wird dein Speicher zu einem effizienten und wirtschaftlich sinnvollen Bestandteil deines Hauses, der dir über viele Jahre hinweg zuverlässig Energie liefert und dich unabhängiger von steigenden Strompreisen macht.

Lass dich von Experten beraten, um die für dich optimale Lösung zu finden. Die Investition in eine professionelle Beratung zahlt sich durch die Einsparung bei der Anschaffung eines optimal dimensionierten Speichers schnell aus.


Sonnige Grüße, Nils



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